WAZ Iserlohn
Die ersten Punkte beim Publikum machen „Les Sirénes“ bereits, bevor der erste Ton erklungen ist: Gänzlich unprätentiös, beinahe beiläufig schlurfen die vier Musikerinnen auf die Bühne im gut besuchten Jazzclub Henkelmann, das Cello muss zunächst noch gestimmt werden, zwischendurch gibt es etwas „Small-Talk“ mit den Besuchern.
Auf dem Programm steht heute „Hommage Aux Beatles“, die „Sirenen“ spielen mit Violinen, Cello und Viola gemeinsam mit Pianist und Arrangeur Milan Svoboda Stücke der „Pilzköpfe“ aus Liverpool.
Den Auftakt bestreiten die Musikerinnen aber alleine mit „Get back“. Die Frauen spielen den Beatles-Song leicht synkopiert, also nicht einfach synchron, ein Effekt, der ähnlich einem mehrstimmigen Gesang ein Mehr an Tiefe und klanglichem Volumen erzeugt. Den eigentlich treibenden Gitarren-Part vermisst hier wohl kaum jemand.
Weiter geht es mit einem ruhigeren Stück, eine der Frauen spricht von „Balkan-Heavy-Metal“. Zunächst ist jedoch wenig „metalhaftes“ an dem Stück, das sich dann aber doch langsam emporschwingt und am Ende an Polka- oder Gypsy-Musik erinnert. Es folgt die erste und bei weitem nicht letzte Verbeugung der Musikerinnen unter dem Applaus des Publikums.
Apropos Metal: Auch einen Metallica-Klassiker haben die Frauen im Programm, das bereits im Original sinfonisch anmutende „Nothing else matters“, das Leitmotiv des Songs lässig aus dem Cello getupft. Ein Höhepunkt ist dann Queens „Bohemian Rapsody“, jener mehraktige Zwitter aus Rock und Oper, den die „Sirenen“ in einer gekürzten Version auf den Punkt bringen, in dessen besten Momenten sich die Harmonien erst überlagern, um dann wie Fontänen emporzuschießen.
Dann endlich betritt Milan Svoboda die Bühne, mit Schlapphut, ganz in Schwarz, es folgt sein Solo-Part am Piano, eine Art Medley aus Beatles-Songs. Das Erste: „Golden Slumbers“, ein eher unbekannteres Stück. Während die „Sirenen“ vor allem die Pop-Fans begeistert haben dürften, wird es jetzt jazzlastig. Svobodan ist ein wahrer Virtuose, der in einem Takt gefühlt mehr Noten unterbringt, als ihm Augenpaare bewundernd beim Spielen auf die Finger schauen. Den Abschluss seines Solo-Parts bildet „Lady Madonna“.
Den mehrteiligen Schlussakt des Abends bestreiten Solist und Frauen-Band dann gemeinsam mit weiteren Beatles-Songs. „In my life“ – nun mit dem Piano bereichert um eine weitere Klangfarbe, „I should have known better“, dann „Hey Jude“, einer der ganz großen Klassiker,erst bittersüß, dann euphorisch.
Hier beweist Svobodan, dass sich auch ein großer Solist nahtlos in ein Gefüge eingliedern kann ohne auszuscheren, ganz im Sinne des Konzeptes des Konzertes. Weitere Klassiker wie „Come together“ folgen. In der ersten Reihe wippen auch zwei kleine Mädchen auf und ab, ein Beweis, dass heute nicht nur Menschen, die mit dem Gesamtwerk der Beatles vertraut sind, auf ihre Kosten gekommen sind.
Tim Gelewski