Germany, Burgthann Open Air Fest (Prague Big Band)

13.8.2016, Burg Burgthann

Milan Svoboda und Prager Big Band beim Burgthann Open Air

„Dschäss“ zum 700-Jahre-Fest

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Begeisternde Solisten, Dynamik, klasse Arrangements - beim Fest zum Karlsjahr „Burgthann meets Prag“

spielte die Prager Big Band mit Leiter Milan Svoboda Jazz vom Feinsten. | Foto: Krätzer

BURGTHANN – Besser geht’s nicht, als jetzt beim Open Air, zu dem die Gemeinde Burgthann in den Innenhof der Burthanner Burg eingeladen hatte. Nicht nur, dass sich das Wetter punktgenau wieder auf „Sommer“ stellte, auch das Ambiente, die Gastronomie und vor allem das Programm sorgten für beste Unterhaltung. In Erinnerung an den 700sten Geburtstag von Kaiser Karl IV.

„Wenzel“, unter anderem König von Böhmen, der Prag zur „Goldenen Stadt“ umbaute, spiegelten sie die historische Verbindung zwischen den beiden Ländern. „Burgthann meets Prag“ – Fränkisch-Buntes mit der Peterlesboum Revival Band am Nachmittag (wir berichteten), abends Tschechisch-Jazziges mit den 17 Musikern der Big Band Prag unter Leitung von Milan Svoboda.

Weit über 1000 Besucher nutzten diese Gelegenheit, es sich bei großartiger Unterhaltung unter den Schirmen gutgehen zu lassen.
Während die Musik am Nachmittag mit ihren verschiedenen Stilen für jeden Geschmack etwas bereit hielt, ließ die Big Band aus Tschechien Jazz hören, bei dem man nur ins Schwärmen kommen konnte.

Hervorragende Musiker, angefangen von der Bläsergruppe mit Saxophonen, Posaunen und Trompeten über die „Rhythmusgruppe“ mit Bass und Schlagzeug, Keyboard und Gitarre, spielten unglaublich exakt und dynamisch eine Musik, die mit Stimmungen und Ausdruck jonglierte, dass man von Anfang an gefangen war.

Wie mit einer blitzartigen Explosion begann gleich das erste Stück „The Cyclops“ (Der Zyklop), temporeich mit Elementen aus Funk und ins Ohr gehenden Themen. Kurze, prägnante Einschübe der Bläser, die Svoboda nur mit einer kleinen Handbewegung begleitete, wirkten dabei wie Ausrufezeichen. Wie ein Magier führte dieser sein Orchester, schnippte mal mit den Fingern, spreizte die Hände oder stand mit hoch erhobenen Armen vor ihm.

Erst im Juli hatte Svoboda die Jazzfreunde in der Burg mit seinem Sextett aus großartigen Instrumentalisten begeistert – sie waren jetzt ebenfalls wieder zu hören. Nur eigene Kompositionen und Arrangements von ihm hatte die Big Band an diesem Abend im Gepäck.

Damit konnte sie allerdings aus dem Vollen schöpfen, denn der Professor für Komposition und Jazzharmonie zählt zu den gefragtesten Komponisten und Arrangeuren weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus. Auf rund 40 Jahre kann die Big Band inzwischen zurück blicken, die Svoboda während seiner Studienzeit am Prager Konservatorium gegründet hatte. Seit langem zählt sie zur ersten Liga weltweit, entwickelte durch die eigenen Kompositionen einen für sie charakteristischen Sound.

Begeisternde Solisten, Spielfreude, Tempo, Spannung, harte Rhythmen, verspielte Melodien, Musik die ins Ohr geht, mal heiter, mal dramatisch – egal was die Band spielte, es gab ständig Neues zu entdecken. Beispielsweise „Homely Ghost“, ein Stück, zu dem sich Svoboda von dem tschechischen Komponisten Jaroslav Jecek inspirieren ließ, wie er sagt. Pure Spannung, geheimnisvoll mit fallenden langen Tonlinien im Hintergrund, die kurze Intermezzi wie Blitzlichter unterbrechen. Und plötzlich swingt die Musik, könnte die Titelmelodie eines Krimis sein.

Ganz anders der Charakter von „Barfooted Adela“ – anfangs etwas verträumt mit ruhigem Trompetenmotiv, entwickelt es sich mit Tempo- und Stimmungswechsel zu einem heiteren, leichtfüßigen Swing.
Nur zu gut kann man sich darunter Kinder wie Svobodas Tochter Adela beim Spielen und Tollen im Garten vorstellen, sie lieferte Svoboda die Idee zu diesem Lied.

Mit „The Joy Unbounded“ (Grenzenlose Freude) folgte gegen Ende eine ganz eigener Stilmix, der sowohl Freejazz als auch Hiphop und für Marching Band typische Elemente enthielt. Raffiniert und genial diese Mischung, teils chaotisch, mit einer gehörigen Portion Humor und ungeheurer Kreativität.
Ein großartiger Abend, mit Big Band Musik von ihrer schönsten Seite.

Dorothée Krätzer - Das Nürnberger Land Zeitung