April 25, 2024 20:00
Blansko, Suterén Music Club
May 15, 2024 17:30
Konzervatoř Jaroslava Ježka - velký sál
May 16, 2024 19:00
Praha, Divadlo Járy Cimrmana
Von Thomas Loisl Mink (Badische Zeitung)
Es war ein furioser Auftakt für das neue Jahr im Jazztone:
Energiegeladen und mit ungeheurer Intensität gab das Quartett des Prager Pianisten und Komponisten Milan Svoboda am Freitagabend ein eindrucksvolles Konzert. Rasant, dabei strotzend vor Kraft und Virtuosität, legte das Quartett bereits mit "Next Day", dem ersten Stück des Abends, los.
Dem Jazz der 1960er und 1970er Jahre verpflichtet, waren hier vier Meister am Werk, die so präsent und voller Vitalität agierten, dass sie ihr Publikum sogleich mitrissen. Energisch und bei höchstem Tempo vollkommen souverän spielte Milan Svoboda den Konzertflügel, auf geniale Weise ergänzt von Milan Krajíc am Tenor- und später auch am Sopransaxophon, der nicht minder feurig und virtuos spielte. Die Rhythmusabteilung mit Filip Spálený am E-Bass und Ivan Audes am Schlagzeug legte einen treibenden Groove vor und war weit mehr als nur Fundament, vielmehr waren beide ganz eigenständige Akteure, die ihre Akzente setzten.
Der vor 66 Jahren in Prag geborene Milan Svoboda studierte einst Musik und Komposition in Prag und Berklee. Seit den 1970er Jahren leitet er die Prague Big Band, 1979 gründete er sein Quartett, seit 1999 ist er Professor am Prager Konservatorium. Als Komponist ist er auf vielfältige Weise tätig, nicht nur im Jazz, sondern auch in der zeitgenössischen Klassik, außerdem komponiert er Musik fürs Theater oder für Musicals. Diese breit gefächerte stilistische Offenheit war auch in der Musik zu spüren, die das Quartett am Freitag im Jazztone spielte. Zwar lag der Fokus klar auf dem Jazz, aber auch Anklänge an heutige Klassik oder eine spielerische Berührung von Pop und Folk waren dabei nicht ausgeschlossen. Die Stücke gaben sich Melodien hin, steigerten sich aber zugleich in virtuose Höhenflüge, waren raffiniert und ausgeklügelt und dabei von packender Stärke. Kunstvoll Auskomponiertes ließ Raum für ausgreifende Improvisationen, die alle vier Musiker ausgiebig und eindrucksvoll nutzten.
Schon von ganz anderem Charakter als das Eröffnungsstück war "Conversation", die zweite Nummer, die ruhigere Töne anschlug mit leichten und filigranen Läufen, die sich auch hier kraftvoll zu steigern wussten. Alle Stücke des Abends, mit Ausnahme des John-Coltrane-Stücks, das die Band als Zugabe spielte, hatte Milan Svoboda geschrieben. Im zweiten Teil des Konzerts stammten sie aus dem jüngsten, vor einem Jahr veröffentlichten Album "Late Harvest", dessen Kompositionen vom Wein inspiriert seien, wie Svoboda verriet. Denn im Wein, sagte er, liege Wahrheit, und er hoffe, dass auch in seiner Musik Wahrheit liege.
Beim Titelstück des Albums verblüffte das Quartett erneut mit seiner Geschwindigkeit und Virtuosität, "In The Evening" war geprägt von funky Bassspiel und rührigem Schlagzeug, "Summer Whimsy" von feinen Melodien, während sich "Hocus Pocus" wild und temporeich gebärdete. Euphorie und Melancholie liegen bei Svobodas Musik nahe beieinander, und jedes musikalische Gefühl wird hemmungslos intensiv gelebt. Milan Svoboda war mit seinem Quartett zum ersten Mal im Jazztone, und es hat sich gelohnt, dieses Quartett versierter Könner einzuladen.