Germany, Weiden Jazz Festival (Prague Big Band)

8.4.2011, Max Reger Halle

Geballte Big-Band-Power

9. Bayerisch-Böhmische Jazzbegegnungen in der Max-Reger-Halle mit Milan Svobodas Ensemble und "6Press"

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(Oberpfaltznetz.de)

Ein Klanggewitter ganz anderer Art entlädt sich, als Milan Svoboda mit seiner "Prague Big Band" auf die Bühne kommt. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel legt die Band los, mit unglaublicher Präzision und Dynamik macht das Orchester deutlich, dass es wohl auch weltweit zur ersten Liga gehört. Der Geist von Gil Evans und Don Ellis ist in Svobodas Kompositionen allgegenwärtig, Grenzen zwischen Jazz und anderen Musikarten werden aufgelöst. Da produziert Jirí Simek auf seiner Gitarre sphärenhafte Klänge, die zwischen Sun Ra und James Brown angesiedelt sind, untermalt effektvoll den konventionellen Bläsersatz mit Einwürfen und Geräuschen, der ansonsten vollkommen ohne Effekte auskommt. In der Band sitzen großartige Improvisatoren, und Svoboda setzt sie in seinen Kompositionen hervorragend ein. 

Raffinierte Arrangements

Die Arrangements sind so raffiniert und genial, dass beim Zuhörer nie Langeweile aufkommt. Da gibt es ungerade Metren mit Balkan-Feeling und unerwartete Pausen, da kontrastiert ein klassisches Piano-Solo zu Funk und Powerplay, und immer schwingt auch eine gehörige Portion Humor mit. Wie ein Derwisch fegt der Dirigent über die Bühne und sorgt für exakte Einsätze und Klangnuancen, ans Piano setzt sich der Meister in dieser Umgebung selbst nicht. Die Rhythmusgruppe ist mit Klavier, Gitarre, Elektrobass und Schlagzeug hervorragend besetzt und erschafft einen kraftvollen Unterbau, der dem 13-köpfigen Bläsersatz Paroli bietet. 

Das Publikum erklatscht begeistert zwei Zugaben, und mit seiner Kompostion "Tribute to Mr. G. E." zollt Svoboda seinem Lehrmeister Gil Evans Tribut, den er 1984 bei seinem Studium am Berklee College of Music kennengelernt hat. Ein gelungener Abend, nicht nur für eingefleischte Jazzanhänger! 

Louis Reitz