May 15, 2024 17:30
Konzervatoř Jaroslava Ježka - velký sál
May 16, 2024 19:00
Praha, Divadlo Járy Cimrmana
Aber, und dies hört man selten so verzahnt und in dieser Dichte, er inspiriert seine Partner, Milan Krajíc an Tenor- und Sopransax, Ivan Audes am Schlagzeug und Filip Spáleny an der E-Gitarre zu grandiosen Soli, und sie wiederum inspirieren ihn, er nimmt ihre Bilder, ihre kleinen Geschichten auf, die sie aus seiner faszinierenden Themenvielfalt bilden, bis diese vier Individuen verschmelzen, im offenen Akkord enden oder ihre manchmal erfrischend wilden Kontraste sich wie im Stück „Hokuspokus“ als freche, wundervoll riskante musikalische Jazz-Zaubereien überschlagen.
Milan Svoboda sucht nach „Wahrheiten“ in seiner eigenen, langen Entwicklung als Jazzpianist, Arrangeur und Komponist. Er nimmt, höchst sensibel, Essentielles aus der Geschichte, bewegt sich souverän in Blues und Balladen, in Rock und groovigen Beats, und wird deshalb nie beliebig oder gefällig.
Quartett repräsentiert Tschechiens freiheitliche Kultur
Das, was die tschechischen Künstler seit der Dubcek-Area, seit den schmerzhaften Ausbrüchen aus sowjetischer Politkultur bewegte, ist auch bei ihm zentral: die Freiheit musikalischer Sprache, der Poesie, der Fantasie, der Wildheit wie der Zärtlichkeit. Wenn er eine seiner frühen Balladen spielt und zum farben- und formenreichen Erzähler wird, wenn Saxofon und Gitarre ihre Versionen der „Geschichte“ beisteuern und das Schlagzeug klingt, als liefen alle über Kiesel und Sand den Fluß entlang, der die Geschichten davon trägt, dann steht Svoboda auch in der Tradition einer wundervollen tsche-chischen Erzählkunst der 80er-Jahre – die Poesie, die Fantasien, die Freundlichkeit und Menschlichkeit der Laterna Magica und der Fernsehserien, die der WDR nach Deutschland brachte: Pan Tau, Der Fliegende Ferdinand, Die Märchenbraut.
Einen Abend lang ließ Milan Svoboda mit seiner Band die leider ganz anderen Töne vergessen, die aus dem Prager Parlament dringen. Diese vier Musiker repräsentieren das, was Tschechien immer hatte – eine vielfältige, eine freiheitliche Kultur.
Wolfram Frommlet